Die wichtigste Botschaft vorab: Die Verbraucherpreise im deutschen
Textil- und Modehandel schwanken über das Jahr betrachtet immer stärker!

War das Preisniveau vor rund 10 Jahren im Jahresverlauf oder auch Saisonverlauf
vergleichsweise stabil, entwickeln sich die monatlichen Verbraucherpreise
im textilen Einzelhandel, gemessen am jährlichen Mittelwert, in den letzten
Jahren zunehmend volatil, also zunehmend veränderlich und mit deutlich steigenden
Abweichungen zum Jahresmittel (siehe Infografik PREISBAROMETER).
Das bedeutet, die Phasen der Schlussverkäufe und der Saisonräumung werden spürbar
preisaggressiver, in den Phasen des Saisonbeginns hingegen muss mit höheren
Einzelhandelspreisen gerechnet werden.

Preisbarometer Textil

Dieser Effekt ist aus Sicht der Händler wirtschaftlich nachvollziehbar und notwendig.
Die in Saisonspitzen tendenziell zunehmenden Rabatte und Abschriften müssen über
höhere Verkaufserlöse und höhere Warenroherträge zum Saisonbeginn gegenfinanziert werden.
Ob und wie stark sich der stark zunehmende Onlineanteil im Modehandel auf dieses
Preisbarometer auswirkt und bereits ausgewirkt hat lässt sich nur schwer feststellen.
Man kann allerdings mit hoher Sicherheit behaupten, dass die hochfrequentierten
Online-Modehändler wie Otto, Amazon oder Zalando einen zunehmend großen Einfluss
auf die Preisgestaltung und der Preistransparenz im Modehandel ausüben.

Auf der anderen Seite steht das Verhalten der Verbraucher. Wie hat sich das Konsumentenverhalten
bereits an diese Preisentwicklung gewöhnt und wie wird sich der Nachfrageverlauf in den kommenden
Jahren weiter verändern? Die Kurven im Preisbarometer zeigen deutlich, dass die Verbraucher
tendenziell abwartender reagieren. Dieses (gelernte?) Nachfrageverhalten erhöht den Bestandsdruck
der Einzelhändler weiter und lässt sie früher oder später mit stärkeren Preisnachlässen reagieren.
Im Prinzip ist das ein Teufelskreis, der sich vermutlich nur schwer durchbrechen lässt.
Die Textilverbände mahnen wohl auch gerade deshalb immer wieder zu maßvollem Vorgehen bei Rabatten
und Abschriften, um den Preisstrudel nicht noch weiter zu verstärken. Eine Empfehlung zum Vorgehen
im aktuellen Schlussverkauf hat gerade der BTE (Bundesverband der deutschen Textilhandels) mit „Planvoll reduzieren,…“ veröffentlicht

Hier zeigt sich sehr offensichtlich eines der großen Probleme im deutschen Textileinzelhandel.
Das Denken in den klassischen Saisonphasen Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter ist bei vielen
Modeanbietern immer noch tief verankert. Und ob diese Vermarktungsstrategie mit dem
veränderten Nachfrageverhalten der Konsumenten zusammen passt, kann man sicherlich anzweifeln.
Es bleibt also die Frage, ob es dem Textilhandel zukünftig besser gelingt zum richtigen
Zeitpunkt die richtigen Sortimente und die richtigen Preisakzente für den Konsumenten zu setzen,
ohne Gefahr zu laufen Warenrohertrag aufs Spiel zu setzen oder Überbestände zu riskieren.
Ein Ansatz wäre sicherlich, das jeweilige Preisgefüge zu durchbrechen und verstärkt
antizyklisch in der Vermarktung vorzugehen. Permanente und preislich attraktive Angebote,
vernünftig dosiert auch in den Hochpreisphasen, können die Frequenz zu diesen Saisonpunkten
erhöhen und als Sogeffekt für reguläre Umsätze und Sicherung von Warenroherträgen sorgen.
Eine Möglichkeit dabei wäre, frühzeitiger und mit Augenmaß punktuelle Abschriften und
Preisnachlässe vorzunehmen.

Ein anderes Vorgehen wäre es, den Zukauf von Aktionsware im Saisonverlauf einzuplanen.
Die kurzfristige und temporäre Anreicherung und Belebung des eigenen Stammsortiments
mit passenden attraktiven Angeboten bietet sowohl die Chance auf Frequenzsteigerung
und gleichzeitig die Reduktion des wirtschaftlichen Risikos bröckelnder Warenroherträge.
Stimmige Ware, schnelle Verfügbarkeit und extrem gute Einkaufskonditionen sind dabei
auf jeden Fall eine wichtige Voraussetzung für die Zukaufstrategie. Man darf gespannt sein,
wie sich das Preisbarometer im deutschen Modehandel weiter entwickelt und wie es den
Modeanbietern gelingt, die Konsumenten mit den richtigen Angeboten zu animieren.

Preise im Modehandel

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